Projektarbeit in der Montessori-Fachoberschule
Gemäß dem Zitat Maria Montessoris: „Die besten Methoden sind diejenigen, die beim Schüler ein Maximum an Interesse hervorrufen, die ihm die Möglichkeit geben, allein zu arbeiten, selbst seine Erfahrungen zu machen und die erlauben, die Studien mit dem praktischen Leben abzuwechseln.“ stehen auch Projekte im Stundenplan der FOS-Schüler*innen. Egal ob als Workshop, als Beteiligung an Wettbewerben oder in Form von Einladungen von spannenden und aufschlussreichen Referenten, gelernt wird hier auch abseits der Schulbank.
Montessori-Jahresbericht: Aufgrund eines technischen Fehlers können die Berichte über den QR-Code nicht abgerufen bzw. angezeigt werden. Wir arbeiten daran, um das wieder möglich zu machen. Vielen Dank für das Verständnis!
Rundgang der 12. Klasse zum Thema Armut in Würzburg Sozialwesen- im Fach Soziologie
Januar | 2022
Das Fach Soziologie gehört zum Profilbereich des Zweiges Sozialwesen.
Neben der theoretischen Beschäftigung mit gesellschaftlichen Themen wie dem Wertewandel, der Frage nach Macht und Herrschaft, ist auch das Thema „Soziale Ungleichheit“ ein wichtiges und spannendes Feld.
In diesem Zusammenhang hat die 12. Klasse des sozialen Zweiges am Montag, den 16.1. einen Rundgang zum Thema „Armut in Würzburg“ mit der Mitarbeiterin von Youngcaritas, Esther Schießer unternommen.
Wir hatten die Möglichkeit verschiedene Einrichtungen kennenzulernen, darunter den Caritasladen in der Koellikerstraße, in dem sich bedürftige Menschen mit gespendeter Kleidung versorgen können. Wir erfuhren viel über die Schwierigkeiten bei der Wohnraumvermittlung für Menschen die wohnungs- oder obdachlos sind oder akut davon bedroht sind. Und wir besuchten die Wärmestube in der Rüdigerstraße, ein Anlaufpunkt der Christopherus- Gesellschaft. Hier haben obdachlose Menschen die Möglichkeit zu duschen, ihre Wäsche zu waschen oder sich aufzuwärmen.
Auch über andere Einrichtungen, wie die verschiedenen Möglichkeiten zur Kurzzeitübernachtung, der Bahnhofsmission oder die Wärmehalle am Bahnhof erfuhren wir viel und bekamen so ein Bild von den Hilfsmöglichkeiten, die oft durch Stadt und Landkreis zur Verfügung gestellt werden, noch viel häufiger aber durch ehrenamtliches Engagement und Spenden getragen werden.
Da Armut häufig versteckt und nicht sichtbar ist, war dies für alle ein aufrüttelnder Rundgang mit vielen neuen Erkenntnissen, über die auch im Nachgang noch viel diskutiert wurde.
EIN FAST GEWÖHNLICHER SCHULTAG
November | 2020
Ein ganz gewöhnlicher Schultag. Der Lehrer betritt den Raum, grüßt die Schüler und bittet sie daraufhin ein Buch aufzuschlagen, um die Werke Johann Wolfgang Goethes zu lesen. Als sich niemand beteiligt, beginnt er zu monologisieren – auch ganz gewöhnlich für einen Montagmorgen vor einer Gruppe von unausgeschlafenen Jugendlichen. Nur dass diese Gruppe Schüler diesmal nicht wirklich im Deutschkurs saß, sondern in einer monologischen Theateraufführung - und es nicht Montag war, sondern Donnerstag. Dazu war das, was sich vor unseren Schultischen abspielte, alles andere als langweilig und gewöhnlich. Georg Zeies brachte das Stück „Klamms Krieg“ mit einer unglaublichen Authentizität an uns Schüler heran. Er spielte einen Lehrer, dessen Klasse ihm den Krieg erklärt, nachdem einer ihrer Mitschüler namens Sascha sich das Leben genommen hatte. Sein Suizid war aus Sicht der Klasse auf die Benotung des Lehrers zurückzuführen, durch die dieser keinen Abiturabschluss absolvieren konnte. Die Hauptfigur Klamm wird damit konfrontiert, dass die Klasse ihm die Verantwortung für den Selbstmord zuschreibt, ohne dabei weitere mögliche Auslöser des Umfeldes in Betracht zu ziehen. Herr Klamm hatte jahrelang Informationen über die Schüler und Kollegen gesammelt und nutzt diese nun als Waffe. Jeder einzelne Tag der Schulwoche, der anhand eines kleinen Kalenders vermittelt wurde, wird für den Lehrer zu einer schwereren Last und bald ist er nicht mehr in der Lage, Unterricht zu führen. Stattdessen betritt er oft bereits schon betrunken den Klassenraum und lässt seine persönlichen Probleme nicht im privatem Rahmen, sondern vermischt sie unprofessionell mit seiner Arbeit. Auch den Schülern und Kollegen gegenüber benimmt er sich immer respektloser, da diese ihm täglich vor Augen führen, dass er die Schuld für den Freitod von Sascha trage.
Wir, als Zuschauer, wurden zunächst in Ungewissheit über diesen Handlungsstrang gelassen. Anfangs schien die Rolle des Lehrers zwar etwas aufbrausend aber doch noch gewöhnlich genug, um ihn als einen geistig stabilen Menschen zu kategorisieren. Durch den spannenden Aufbau des Stücks wurden wir vorerst nur über den formalen Beschwerdebrief der Klasse an den Lehrer darüber, was in dem Stück eigentlich passiert war, informiert. Mit der Fortentwicklung der Handlung bekamen wir immer mehr Kontext und es fiel auf, wie sehr der Suizid und die darauffolgenden Reaktionen der Schüler den Lehrer Klamm mitnahmen. Dazu erhöhte sich aber auch die emotionale Beklommenheit und die Ernsthaftigkeit der Lage, die der Schauspieler mit großer Überzeugungskraft an uns weitergab.
Georg Zeies gelang es, eine Balance zwischen den alltäglichen Gegebenheiten in der Schule - die uns allen bekannt sind - und dem außergewöhnlichen Ausmaß der Verzweiflung des Lehrers zu schaffen. Wir wurden besonders mit in die Situation eigebunden, als der Schauspieler einzelne Zuschauer persönlich mit in Szene setzte, indem er sie direkt ansprach. Das führte manchmal zu einer Auflockerung des Stücks, für die alle dankbar waren, denn als wir im Nachhinein das Theaterstück besprachen, war ganz klar, dass das angesprochene Thema einigen unter die Haut ging. Jeder von uns hatte das Gefühl, tatsächlich gerade aus dem Unterricht eines egozentrischen Lehrers zu kommen, der in seinem Kummer, die Wut und Hoffnungslosigkeit an uns weitergegeben hatte.
(Jenna, FOS, 12. Klasse)
Kai Hensel, Klamms Krieg: Klassenzimmerstück
Besetzung: Klamm: Georg Zeies | Regie: Toomas Täht | Kostümbild: Stefan Schill | Dramaturgie: Susanne Bettels
NIE WIEDER KRIEG
Oktober | 2020
Im Oktober besuchten wir den benachbarten Bürgerbräustollen in Zell am Main. Frau Taigel erwartete uns. Durch sie erfuhren wir, dass der Stollen ursprünglich der Wassergewinnung der Stadt Würzburg diente und zu diesem Zweck einen 900 Meter langen Tunnelschacht in den Berg explorierte.
Erst durch die komplette Ausrichtung allen zivilen Lebens auf den Krieg durch die Nationalsozialisten wurde der Stollen unfreiwillig zum Militärobjekt. Er wurde zum einen um Luftschutzräume erweitert und beherbergte im Falle der häufigen Bombardierungen Zells bis zu 2.000 Erwachsene und Kinder. Zum andern wurden in dem kühlen Stollen aber auch Pläne der nahegelegenen Industrien in Sicherheit gebracht. Erstaunlich lange und kerzengerade führte der Tunnel zur Rechten tief in das Innere des Berges.
„Ich habe mir die Luft schlimmer vorgestellt“. „Eigentlich ist es ganz schön hier, aber es ist schwer vorstellbar, dass hier bis zu 2.000 Menschen gleichzeitig gewesen sein sollen!“ Wir zündeten schließlich eine Kerze an, löschten alle anderen Lichter und gedachten der Opfer von Krieg und Bomben in der Vergangenheit und der Gegenwart mit einer Schweigeminute. Zurück am Tageslicht bedanken wir uns bei Frau Taigel und verabschiedeten uns von ihr. Dann ließen wir eine Kerze als „Redestab“ kreisen und konnten unsere Eindrücke, Erfahrungen und Gedanken, die vollends gereift waren, miteinander teilen. „Ich wäre gerne mal im ganz Dunklen durch den Tunnel gegangen“. „Es war bestimmt nie still in dem Stollen“. Zuletzt lauschten wir einem Auszug aus den Memoiren Joachim Fuchsbergers, der im Zweiten Weltkrieg als 15-Jähriger als Luftwaffenhelfer den Luftraum über Düsseldorf beobachten musste. Er überlebte die Bombardierung der Stadt 1943 und schilderte sie eindrucksvoll und ungefiltert.
SCHREIBWORKSHOP MIT PAULINE FÜG
Januar | 2020
Pauline Füg, leidenschaftliche Poetry-Slamerin und Kulturpreis-Bayern-Gewinnerin, nahm den Schüler*innen die Angst vor dem weißen Papier. Passend zur Schullektüre „Draußen vor der Tür“ von Wolfgang Borchert durften die Schüler*innen Schlagwörter notieren, die sie mit dem Drama verbinden. Mit diesen Schlagwörtern sollten dann Gedanken und Gefühle eines Charakters aus dem Drama von Borchert durch einen Text dargeboten werden. Die Ergebnisse waren überraschend.
Schon nach kurzer Zeit trafen sich alle Schüler*innen im Stuhlkreis und jeder hatte die Möglichkeit, einen eigenen Text vorzutragen. Besonders spannend war, dass viele die vorgegebenen Wörter verwendet hatten, aber dennoch kein Text dem anderen glich.
„Ich habe gelernt, einfach mal frei draufloszuschreiben“, war die Erkenntnis, die in der abschließenden Reflexionsrunde sehr häufig gemacht wurde.
WIR LERNEN FÜRS LEBEN
Dezember | 2019
„Ich hätte der Referentin der AOK Würzburg noch stundenlang zuhören können.“ Dies war eine spontane Äußerung einer Montessori-FOS-Schülerin nach der Seminarveranstaltung „System der sozialen Sicherung“. Die AOK-Seminarreferentin, Frau Sabrina Lusch, konnte in 90 Minuten in motivierter, interessanter und abwechslungsreicher Weise die Problematik der sozialen Sicherung in Deutschland vermitteln. Die theoretischen Stoffinhalte wurden von ihr durch praktische Beispiele immer wieder ergänzt. Dadurch erhielten die SchülerInnen konkrete Handlungsbeispiele aus dem beruflichen Alltag: „Wie bin ich aktuell versichert?“ „Wenn ich studiere, welche Versicherungen muss ich abschließen?“ „Wenn ich nicht studiere und eine berufliche Ausbildung beginnen will, was brauche ich dann?“ „Ich weiß noch nicht so richtig, was ich nach dem Fachabitur machen will. Brauche ich dann auch eine Versicherung?“ „Kann ich mich auch privat versichern?“
FARBE FÜR DAS DZHI
Juli | 2019
„Welche Kunstklasse hat Lust auf etwas ganz Großes?“ Diese Frage hatte im Winter 2018 das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) an verschiedene Schulen in Würzburg und Umgebung geschickt. Das Forschungs- und Behandlungszentrum auf dem Gelände des Uniklinikums hatte im Foyer eine Wand für eine Neugestaltung zur Verfügung gestellt. Mit dem Konzept „HERZENSSTÄRKEPFLANZENFREUDE“ wurde die Neugestaltung der sieben Meter langen Wand den SchülerInnen aus dem Gestaltungszweig und dem Sozialen Zweig der 11. Jahrgangsstufe der Montessori-Fachoberschule Würzburg anvertraut. „In unserem Konzept werden Mensch und Natur als Einheit wahrgenommen“, erklärt die Lehrerin Dorette Jansen. „Der Mensch als ganzheitliches Wesen, in allen verschiedenen Lebens oder Wachstumsphasen, wie auch in seiner Wandlung im Tod und dem, was weitergegeben wird. Diesen allumfassenden Gedanken finden wir in der Natur. Das Erbgut der Natur liegt symbolhaft in einem Samenkorn, aus dem wieder neues Leben hervorwächst.“
IN SZENE GESETZT - FOTOWORKSHOP
Juni | 2018
Der Fotograf Jonas Hahn, ein ehemaliger Montessori-FOS-Schüler, lud im Rahmen der fachpraktischen Woche zu einem Fotografie-Workshop ein. Nach einer Studioführung folgte eine ausführliche Besprechung zur Benutzung des Standard-Equipments, wie Kameras, Beleuchtung und Hintergrund. Aber auch auf die Faktoren wie Tageslicht und Kameraeinstellungen wurden die SchülerInnen aufmerksam gemacht. Die Theorie wurde mit Portrait-Aufnahmen vor simplen Hintergründen und mit einfacher Beleuchtung abgeschlossen.
Nach der Mittagspause folgen Übungen mit direktem Tageslicht, hier wurde der ISO-Wert und Weißabgleich thematisiert. Hauptexperiment des Workshops war es, den Moment eines zerplatzenden Wasserballons einzufangen. Nach einer Zeit eifrigen Herumbastelns schafften es die Schüler*innen eine Konstellation aus Schnüren und Stativen herzustellen, in deren Mitte der Ballon befestigt wurde und welcher dann ohne Probleme oder Hände im Bild zerplatzt werden konnte.
"AMICHAI UND ICH" - EINE PREISWÜRDIGE BEGEGNUNG
April | 2018
Im Rahmen der Aktion „Würzburg liest ein Buch“ mit vielen Veranstaltungen und einem Schülerwettbewerb rund um ein ausgewähltes Buch stand der Roman „Nicht von jetzt, nicht von hier“ von Jehuda Amichai im Mittelpunkt. Amichai, der als kleiner Junge in Würzburg aufwuchs, verarbeitet darin seine eigenen Kindheitserfahrungen, die bis zur Machtergreifung der Nazis durchaus glücklich war, die Flucht nach Palästina und auch die Eindrücke einer Reise, die ihn Ende der 50er Jahre nach Würzburg zurückgeführt hat. Um den Schüler*innen diesen berührenden, aber nicht einfach zu lesenden Roman näher zu bringen, war der Referent Hans Steidle zu Gast, der als ausgemachter Kenner Jehuda Amichais gilt. Dieser führte die SchülerInnen packend und inspirierend in den Roman und seine Hintergründe ein und zeigte anschließend bei einer Stadtführung den Schüler*innen auf, wie nahe uns diese Vergangenheit noch heute ist. Der Funke sprang über und die Schüler*innen entwickelten vielfältige Ideen für eigenen Projekte in der Auseinandersetzung mit diesem Roman:
- Ein Klasse entschied sich für einen Motivvergleich mit Wolfgang Borcherts Drama „Draußen vor der Tür“.
- Andere SchülerInnen realisierten einen animierten Film, welcher von der Jury den ersten Preis erhielt.
- Die andere Klasse entschied sich, das Werk unter dem Blickwinkel psychologischer Theorien zu betrachten, woraus sich dann die kreative Umsetzung in ein Hörspiel ergab.
- Eine andere Gruppe suchte nach den Spuren einer posttraumatischen Belastungsstörung im Verhalten des Protagonisten und analysierte den Verlauf des Werkes dementsprechend. Dafür gab es dann einen dritten Preis.
COMEDY MEETS SCHULE
November | 2017
Anfang November 2017 inspirierte die Klassenlektüre „Funny Girl“ von Autor Anthony McCarten die 11. Klasse zu einem Workshop mit dem Stand-Up Comedian Andy Sauerwein. Dieser ist ein Würzburger Komiker und Kabarettist, der die Comedy Lounge begründet hat, die jungen Talenten ein Sprungbrett in die Karriere bietet. Sauerwein übte das authentische „lustig Sein“ mit den Schüler*innen und stellte deren Sinn für Humor auf die Probe. Darauf folgten kleine Rollenspiele in eingeteilten Gruppen. Diese Gruppen mussten unter Anleitung zu einem bestimmten Thema und verschiedenen Settings improvisieren. Die Ergebnisse variierten und dennoch endeten die meisten Spiele mit ein bis zwei erfolgreichen Lachern. Es wurden sogar zwei Comedy- und Schauspieltalente in den eigenen Reihen gefunden.
POLITIK HAUTNAH - GESPRÄCH MIT MDL GEORG ROSENTHAL
März | 2016
Im Rahmen des Tages der freien Schulen besuchte der SPD Politiker Georg Rosenthal die Fachoberschule. Als ehemaliger Oberbürgermeister Würzburgs und Mitglied des Landtags bot sich Georg Rosenthal an, Fragen zu seiner Laufbahn und seiner Arbeit im Münchner Landtag zu beantworten. In einer Fragerunde bot er den Schüler*innen die Möglichkeit, aktuelle Themen, wie etwa die GroKo, zu thematisieren, das politische Geschehen aus erster Hand zu erfahren und die persönliche Meinung sowie politischen Anekdoten des SPD-Abgeordneten zu hören. So wurden neue Sichtweisen zu vielen Themen, wie z. B. zu einer Minderheitsregierung, an die Schüler*innen vermittelt. Aber auch Fragen zum Gehalt des Abgeordneten oder seiner Meinung zur bundesdeutschen Drogenpolitik blieben nicht unbeantwortet.
An der Montessori-Pädagogik schätze ich vor allem, dass man sich auf Augenhöhe begegnen kann und dass es Freiräume gibt.
Martin